
1974: Stadtpräsident Eckhard Sauerbaum (Bildmitte im Trainingsanzug mit Streifen an den Ärmeln und Hose) entrümpelt mit Helfern ein Waldstück am Timmerberg. Auch im Stadtforst Hammer, am Kuckucksberg und am Tröndelsee sammeln Kieler Kommunalpolitiker anlässlich des Umweltschutztages Müll ein. CC BY-SA 3.0 DE – Das waren noch Zeiten, als die Politiker den Müll gesammelt haben …
Am 12. Mai will der ökologische Jugendverband WWF-Jugend von 10 bis 13 Uhr den Ernst-Thälmann-Park auf Vordermann bringen. Wer sich hier anmeldet, bekommt sogar Handschuhe und eine Zange geliehen. Quelle ist : https://mitvergnuegen.com/2019/parks-kieze-aufraeumen
Dazu ein kritischer Brief von Franziska:
Liebe Leute,
hier ein paar Bemerkungen zu den Müllsammel- und Markierungsaktionen, die auch im Thälmann Park am 12. Mai stattfinden sollen.
Man schickt Erwachsene, Kinder und Jugendliche mit Spraydosen(!) los (hier: Spandau), um hinterlassenen Müll öffentlichkeitswirksam zu markieren bzw. einzusammeln. Wem dient diese Öffentlichkeitswirksamkeit? Was ist das für ein Verein, der diese Aktion auf seiner Seite ankündigt? Was hat dieser Verein davon?
Auf dessen Seite „Mit Vergnügen Berlin“ finden wir viele Anregungen, wie man/frau in Berlin, Hamburg, München und Köln Geld loswerden kann, sprich: es geht darum, Events, Restaurants, Bars, Hotels, Lokale u.v.m. zu bewerben.
Schicke und bunte Inhalte unheimlich tutti aufgemacht umhüllen die Werbebotschaften auf dieser Seite. Hier wird Content Marketing betrieben; inklusive der Möglichkeit, sich anzumelden, um ja keine neuen Werbebotschaften zu verpassen.
Zu allem Übel soll das Happening (ausgerichtet von der WWF Jugend) während der Brut- und Setzzeit geschehen, das bedeutet, daß Tiere im Park während der Jungenaufzucht über Stunden massiv gestört werden. M.E. ist es nicht notwendig, den Thälmannpark „auf Vordermann zu bringen“ (ich finde diese Aussage sogar einigermaßen unverschämt), denn der Park sieht, bis auf Baustellentätigkeiten, Trockenanzeichen und wiederholt stark übertriebene „Pflegemaßnahmen“ durch das Gartenamt m.M. nach – bis auf den Teil Richtung Bahn – sehr gut aus. Ich habe mal ein Gängelchen durch den Park gemacht und die „Müllsünden“, fotographisch festgehalten. Es sieht so aus, als ob Zigarettenkippen und Scherben vom Kehrwagen lediglich an die Ränder der Wege geschoben und dann dort liegen gelassen werden – das ist sehr doof. Ansonsten ist kaum bis gar kein Müll auf den Freiflächen oder am Rande der Sträucher zu entdecken.
Müll wird vor allem dorthin verbracht, wo sich ansonsten eher unberührte Stellen befinden, meist am Rand von Grünflächen, meist in/unter das dort vorhandene Strauchwerk. Beispiel Thälmannpark.
Hier ist es vor allem der hintere Bereich an den Schienen. Dieser von den Besuchern des Parks als Müllkippe missbrauchte aber ansonsten glücklicherweise weitestgehend unbelebte Teil ist eine kleine Oase für die dort lebenden Tiere, auch wenn es für uns Menschen aufgrund der starken Vermüllung optisch nicht so scheinen mag.
Es soll nun eine Horde Leute losgelassen werden, bewaffnet mit Zangen, festem Schuhwerk, Handschuhen, Eimern/Müllsäcken etc. und es steht zu befürchten, daß genau dort die Aktion ihren Schwerpunkt haben wird. Nachdem ich gestern da war, halte ich es für unangebracht, Kindern u.a. zuzumuten, diesen Teil der Anlage von Müll zu befreien. Zuerst wird dies aufgrund der Menge nicht möglich sein. Zudem befinden sich haufenweise(!) Exkremente dort – nicht nur von Hunden (würg), …, Scherben, olle Klamotten, Matratzen, ekliger Kram.
Aber auch brütende und fütternde Vögel, Igel, etc. Die Aussage, der Park müsse auf Vordermann gebracht werden unterstellt, daß der Park so, wie er sich präsentiert, nicht nutzbar sei.
Diese ewigen kleinen Angriffe auf Grünflächen und Parks sind in meinen Augen problematisch.
Menschen, egal welchen Alters, wird suggeriert, dass etwas nicht stimmt, dass eingegriffen werden muß. Und da, wo sich kein Müll findet, wird wahrscheinlich recht schnell auf andere „Problemzonen“ hingewiesen – Unkraut! Wildwuchs! Gefährliche Tiere! Angstecken!
Wenn ich es schaffe, bin ich am Sonntag dabei, um mir ein Bild von der Aktion zu machen. ich werde berichten, ob es geklappt hat.
Liebe Grüße,
Franziska
P.S. Hier ein Auszug von NABU/BUND zum Thema:
Zur Brut- und Wurfzeit (Anfang März bis Ende September) sind Gebüsche in Parks, Vegetationsgürtel, Dünen am Strand oder Schilfgürtel an Gewässern bei der Müllsammlung auszulassen.
–> Sollten Sie in geschützten Gebieten oder in Gebüschen etc. in der Brut- und Wurfzeit eine starke Vermüllung feststellen, informieren Sie bitte die zuständige untere Naturschutzbehörde.
Wann sind die besten Zeiten zum Sammeln?
–> Abseits von versiegelten Flächen und von Straßenbanketten wird empfohlen größere Sammelaktionen zwischen Anfang Oktober undEnde Februar durchzuführen (bitte auch in dieser Zeit den Schutz an- wesender Tiere beachten).
Wen kann ich fragen, ob mein Gebiet zum Sammeln geeignet ist und zu welcher Zeit?
–> Die unteren Naturschutzbehörden (bei der Stadt oder beim Landkreis) und lokal aktive Naturschutzverbände wie NABU oder BUND geben gern Auskunft.
–> Falls Gebiete mit schutzwürdigen Lebensräumen oder Arten betrof-fen sein könnten, bitte vorher bei den Unteren Naturschutzbehörden (bei der Stadt oder beim Landkreis) anfragen oder ggf. dort Ausnahme- genehmigungen für Sammelaktionen in Schutzgebieten einholen.