Einige Gedanken zur Bebauung des Ernst-Thälmann Parks

von Volker Herold – denn ich wohne hier, seit 2004

Wir haben jetzt hier, mit der Anwohnerinitiative Ernst-Thälmann-Park, einige Bürgerbeteiligungen und Umfragen zu Park, Zustand und Änderungen erlebt. Immer wieder wurde gesagt, diese Rückmeldungen der Beteiligungen fließen in ein Ergebnis ein und dieses orientiert sich zu einem großen Prozentsatz daran. Leider war fast immer wieder das Gegenteil der Fall. Bürgerbeteiligung, sogar tausende eingereichte Unterschriften der Bewohner gegen die Parkteilung waren nur reine Makulatur und Worthülsen.

Es geht seit Monaten lediglich um die Investor-Launen von Herrn Gerome. Um Bebauhung und Hochhäuser, Wohnungen für alle aber nicht für jeden, Gewerbe für alle und eine sogenannte urbane Nachverdichtung. Ein schönes Wort wie -nachhaltig-. Klingt immer gut und grün. Nachverdichtung führt aber unweigerlich zu höherer Verkehrsdichte, Lebensfeindlichkeit, sozialer Isolation zu Verödung und Überfrequentierung der Innenstädte und Parks.
Der Prenzlauer Berg war und ist eines der am dichtesten besiedelten Wohngebiete in Berlin. Jetzt soll auch noch mit Schul- und Wohnungsbau, auf dem am schwersten kontaminierten Gelände des ehemaligen Gaswerks, nachgelegt werden. Das, nachdem jahrelang Schulen abgerissen und stillgelegt wurden. Man ging als Begründung davon aus, dass der Kinderboom vorbei sei und die Stadt nicht mehr wächst. Hier stand das alte Gaswerk mit Kokerei und Schlacke Halden, über 105 Jahre, und suppte in den Untergrund. Über zwei Weltkriege und 40 Jahre „grünem“ Osten. Dort zu bauen, ist weder urban noch nachhaltig, es ist dumm. Vor der jetzigen Wohnbebauung mit der heutigen Struktur, wurde dort nichts entsorgt, sondern es wurde lediglich gesprengt und breit planiert. Sehr, sehr breit planiert. Daraus folgt, dass man nicht mal von alten Karten schließen kann, wo welcher Giftstoff angefallen ist oder produziert wurde und wo er jetzt liegt. Es kann demzufolge, bei Baumaßnahmen, auch niemand im Vorfeld kalkulieren, was und wieviel, welches Fundament oder welche Rohr- Elektro- Abwasser- oder Internettrasse kostet.

Nur ein Beispiel: der kleine Spielplatz, knapp 300 Quadratmeter, hinter dem Thälmann-Denkmal. Er wurde 2012 zur -Rekonstruktion- angesetzt und beschriftet, für geplante 35.000 Euro. Kurz und gut, nach einer Woche Bautätigkeit war, trotz Warnung und neuer Idee, Baustopp, alles wurde weiß verkleidet, Arbeitskräfte mit Vollschutz ausgestattet. Es stank wie in Wolfen / Bitterfeld. Das Ende vom Lied war eine totale Neuisolation und Höherlegung des Platzes mit Endkosten von 640.000 Euro für diese knapp 300 m² große Fläche. Das war für einen grünen Bürgermeister J.H. Kirchner überhaupt kein Problem. Die nächste Aktion war der Bau der Schilf- Grundwasser- Filteranlage für das vom Gaswerk großflächig -bis nach Mitte- belastete Grundwasser. Diese wurde schon mehr oberflächlich (siehe Spielplatz) angelegt. Aber zuzüglich einer Wasserspeichereinheit nicht zuletzt für den Kiezteich. Das ist und war sehr gut! Es war allerdings eine Katastrophe, wie das Vorhaben ausgeführt wurde! Es ging richtig in die Tiefe und es wurde wieder massiv auf Altlasten gestoßen. Unter anderem: Ölhaltige Rohre und Behälter, durchgesuppter, alter Boden etc. pp. Es stank wieder penetrant wie bei der Abwicklung von Wolfen/ Bitterfeld’s „Silbersee“. Es wurde aber schonmal probiert und durchgezogen, die Arbeiten ohne Schutzausrüstungen ausführen zu lassen. Das war ein höchst fahrlässiges Vorgehen! Das gesamte Gelände in Richtung S- Bahn ist Z3 belastet. Fenster konnten wie früher, als das Gaswerk noch in Betrieb war, nicht geöffnet werden und die Halden belasteten den Boden. Sie lagen dort Wochen auf der Wiese, in Regen, Wind und Sturm. Sie wurden erst nach Bürgerbeschwerden und einem starken Sturm mal so ganz provisorisch abgedeckt. Der Staub wirbelte weiter, die Folien flogen weg und der Teich ist seitdem trüb. Komischer Weise spielten hier bei den Arbeiten, Absperrungen und Schutzausrüstungen der Arbeiter keine Rolle. Das senkt die Kosten.  Fotos dazu sind überaus vorhanden. Ich habe versucht den Arbeitern alte Karten zu vermitteln, damit sie wenigstens ungefähr wissen, was da unten auf sie zukommt. Das wurde von der Bauleitung mit Arroganz abgelehnt und der „Boden“ auf die Arkenberge verfrachtet. Das war auch eine Kostenersparnis ohne die Bodenbehandlung. Super und nachhaltig geplant und durchgezogen.!

Es sind jetzt sehr viele Vorbemerkungen geworden, aber die sind wichtig zu wissen, um dieses Gelände zu kennen. Schade und peinlich, dass vor jedem Neubauvorhaben die Diskussion darüber von vorn losgeht. Das Gelände reicht von der Prenzlauer Allee bis zum S- Bahnhof Greifswalder Straße. Dort standen 3 Gasometer, eine Kokerei, Teerwäschen, Gasreinigungen mit Abfluss ins Freie, Koksabfall Halden, etc.

Die BVV Pankow hat nun also plötzlich entschieden, mit dem Investor Gerome‘ zusammen zu arbeiten. Mit knapper Mehrheit, solange wir noch einen linken Bürgermeister und eine SPD haben die dagegen ist. Die Veränderungssperre der BVV ist auf alle Fälle gefallen, für wieviel Euro auch immer.  „wes‘ Brot ich ess‘, des‘ Lied ich sing.“  So einfach ist das. Das es ausgerechnet die Grünen so propagieren ist überraschend und vor allem sowas von peinlich. Aber Kohleabbau und Kernkraft, sind ja, jetzt auch nachhaltig und grün. Also lasst uns bauen, bauen, bauen auf Wachstum komm raus! Wachstum, Wachstum, Wachstum. Nur, Geld kann man nicht fressen oder atmen – es kühlt auch nicht. Rot/Grün und der Bezirk, hat sich damals das Gelände unter dem Hintern weg- nehmen lassen. Es könnte heute oberflächlich bebaut, eine Grüne Lunge im Bezirk sein. Gerome‘ hatte lauter kleine Firmen gegründet, die angeblich alle etwas mit „Bahn“ zu tun hatten und im Netz immer mitgesteigert. Scheibchen für Scheibchen. Später prahlte er damit, die Brücke über die Greifswalder Str. gekauft zu haben: „Das hat der Kirchner gar nicht gemerkt, dass ich die Brücke habe“ (schallendes Lachen). Sagt mal ihr Grünen und Schwarzen und Frei-Liberalen und Höckes, fühlt ihr Euch alle geehrt, dass ein Investor euch hofiert? Glaubt ihr, wirklich, dort, auf diesem schwerbelasteten Gebiet an den Sozialen Wohnungsbau? Selbst wenn Gerome‘ da baut, muss das Geld doch wieder rein. Oder irre ich mich? Wie teuer soll der denn da sein, der soziale Wohnungsbau? Und wie lange gilt er? Herr Schröder (SPD-BVV), sprach neulich in der Wabe von Pfahlbau und einer Million für Grundbehandlung und eventuelle Entsorgungen. Mit Verlaub, Genosse Schröder, aber das sind gesprochene Träume. Und das wissen Sie genau! Wenn dort drei Hochhäuser entstehen, ist Ihnen doch bitte bewusst, was das an Fundamentarbeiten bedeutet. Gerade dort, wo Gerome‘ bauen will, ist der größte Misthaufen. Aber der Teufel scheißt ja immer auf den größten Haufen – hat meine Oma immer gesagt. Wenn es in diesem Land nicht bald eine konsequente und vor allem schnelle Politik gibt, werden sich hier, in spätestens 8 Jahren, die FDP und die AFD zur -Freien- Liberalen- Alternative Deutschlands- verbinden. Das ist aber ein anderes Thema. Für einen Schulbau im Bezirk wurde die geniale Chance vertan das Klink-Gelände (Fröbelstraße) und die, nun leerstehende Klinik, mit dem Gelände der Grundschule zu verbinden um dort einen Bildungscampus zu entwickeln, der in Berlin seines Gleichen gesucht hätte.

In den Räumen dort könnten schon längst Integrationsprogramme, Sprache und Beruf etc. für Zuwanderer laufen. Aber es wurde wieder mal ohne Fantasie und Visionen geplant und gearbeitet. Es ist jetzt gegen jeden etwas dabei.

Für diese Campus- Idee wollten und haben wir den Park mehrmals gesperrt und tausende Unterschriften gesammelt. Presse und Fernsehen waren da, nur keine Bezirks- Politik.

Tja, aber wer die Wahl hat, hat dann die Qual.

Bitte die Länge zu entschuldigen aber wie schon der große Sohn unserer Stadt sagte: „Alles hängt mit allem zusammen.“ Alexander v. Humboldt

Beste Grüße

Volker Herold    

 AG Natur – Grün – Teich, Berlin

26.01.2023

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