Nicht selbstverständlich!

Das nächste Turmzimmertreffen findet zufällig an einem Tag statt, der uns unsere Geschichte um die Ohren haut. Denn an diesem Freitag jährt sich zum 70. Mal der Jahrestag der Kapitulation des deutschen Hitlerfaschismus, oder wie die aufgeklärten Demokraten sagen, der Tag der Befreiung.

Das wir hier und heute Bürgerengagement machen können, uns einmischen dürfen, in Frieden und ohne Not unsere kleinen und großen Probleme wälzen, ist auch den damaligen Befreiern zu verdanken.

Wenn es damals die Sowjetarmee und die anderen Alliierten nicht gegeben hätte, wer weiß, wie lange Deutschland und vor allen Europa unter dem Naziregime noch zu leiden gehabt hätte. Der Krieg wurde damals beendet und der unvergleichliche Zivilisationsbruch der Deutschen, der Holocaust, wurde öffentlich.

Als Ergebnis des Krieges wurde Deutschland zunächst geteilt und die Deutschen im Osten mussten noch weitere 40 Jahre auf wirkliche Demokratie, freie Wahlen und freie Meinungsäußerung warten. Dennoch lebte man in Frieden und in nicht so einem Verbrecherregime, wie es die Nazis waren.

Wir sind immer noch Teil des Tätervolkes und ich bewundere es immer wieder, wie die europäischen Nachbarn und die europäischen Juden es geschafft haben, uns zu verzeihen. Wir werden durchaus als aufgeklärtes und reflektiertes Volk angesehen, dass aus der Geschichte gelernt hat. Wir sind vielleicht nicht verantwortlich für die Verbrechen vor über 70 Jahren, aber wir sind verantwortlich für die Zukunft. Und keine Zukunft ohne Herkunft.

Wir sollten nicht zulassen, dass unaufgeklärte Deutsche aus Angst vor Fremden rassistische Ressentiments pflegen, Flüchtlinge nicht willkommen heißen und diskriminierende und ausgrenzende Akzente setzen. Wir sollten nicht zulassen, dass Neonazis Strukturen in Berliner Kiezen aufbauen können und ihre menschenverachtenden Parolen durch die Straßen grölen dürfen.

Unser Engagement ist für ein nachbarschaftliches und respektvolles Miteinander auch mit Menschen aus anderen Kulturkreisen gefragt. Diese uns noch fremden Mitmenschen sollten immer willkommen sein. Ob sie aus Not geflüchtet sind, oder/und hier ein neues Leben aufbauen wollen, wir sollten gute Gastgeber und Nachbarn sein.

Das Leben ist bunt und wir können es mit gestalten. Das ist und war alles nicht selbstverständlich. Die Befreiung der europäischen Völker von einem entmenschlichten Regime vor 70 Jahren ist eine Grundlage für unser Sein und Handeln heute. Dafür sollten wir dankbar sein. (RW)

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