Tage des offenen Denkmals 2014 im Ernst-Thälmann-Park

Im Januar 2014 wurde das städtebauliche Ensemble des Ernst-Thälmann-Parks in die Denkmal-Liste des Berliner Landesamtes für Denkmalschutz aufgenommen. Die Aktiven der Anwohnerinitiative (AI)Thälmannpark begrüßten diese überraschende Entscheidung mit der Überschrift „Wir sind Denkmal“ auf Ihrer Website. Das Presseecho auf diesen Vorgang war überwältigend. Gleichwohl war aus den Pressestimmen schnell zu erkennen, dass die meisten Akteure aus Politik und Verwaltung  von dieser wegweisenden fachlich-wissenschaftlichen Entscheidung nicht nur ebenso überrascht, sondern zunächst weitaus weniger angetan waren als die Aktiven der AI. Es herrschte offensichtlich eine gewisse Schockstarre und Verwirrtheit in den Köpfen der Macher, einige ließen sich in ihrer Hilflosigkeit zu manch unschöner polemischer Äußerung über unser Areal gegenüber der Presse hinreißen, wie z.B. Hr. Kirchner, der das Thema der Altlasten höchst professionell mit dem Denkmalschutz verband. Offensichtlich muss erst einmal etwas Wasser die Spree herunterfließen, bevor das Ausmaß und die langfristigen Konsequenzen dieser Entscheidung, gerade im Zusammenhang mit der parallel zu Ende gehenden und höchst umstrittenen Voruntersuchung des Bezirksamtes, langsam klar werden können.  Dieser Prozess der Klärung, sachlichen Analyse und zukünftigen Ausgestaltung hat nun, knapp acht Monate nach der Entscheidung des Landesamtes für Denkmalschutz, auch in der Öffentlichkeit begonnen. Dazu beigetragen haben zwei – teilweise parallel stattfindende –  ausgezeichnete Ausstellungen des Kulturamtes in Pankow: „Gasometer sprengt man nicht“ und „Jetzt wird’s Ernst – Die Vision Thälmannpark“. Im Rahmenprogramm beider Ausstellungen wurde und wird das  Thema Denkmalschutz ausführlich behandelt und in der Öffentlichkeit diskutiert.

Einen ersten Höhepunkt dieses Diskurses konnte man an den zwei Tagen des offenen Denkmals 2014 erleben. Da auch Aktive der Anwohnerinitiative diesen Tag inhaltlich mit gestaltet haben, fand sowohl am Samstag den 13.09.2014 als auch am Sonntag, den 14.09.2104, eine Führung durch das städtebauliche Ensemble mit kompetenten Denkmalschutz-Experten statt.

Die Führung unter dem Titel „Denk mal Platte“ am Samstag, den 13.09.2014, wurde von Carlo Costabel geleitet, der seine Bachelor  Thesis „Erbe ohne Wert? – Eine Betrachtung des Ernst-Thälmann-Parks unter denkmalpflegerischen und planerischen Gesichtspunkten“ an der Technischen Universität Berlin im Institut für Stadt- und Regionalplanung am 07.11.2013 vorgelegt hat.

Über 50 interessierte Bürger versammelten sich um 15:00 Uhr zu dieser Führung am Info-Point des parallel stattfindenden Anwohner-Flohmarktes der AI Thälmannpark in der Promenade der Wohnanlage.  Ausgehende vom Treffpunkt an der Promenade bewegte sich die Gruppe zunächst auf die große Wiese des Thälmannparks, um sich am ersten Haltepunkt von Carlo Costabel über die Geschichte des Areals bis zum Abriss des Gaswerkes informieren zu lassen. Am zweiten Haltepunkt, dem Rondell hinter dem Kiezteich, konnten die Teilnehmer in entspannter Sitzhaltung den weiteren Erläuterungen von Carlo Costabel lauschen. Die Zeit verging rasend schnell, und die Gruppe bewegte sich dann auf den Denkmalplatz vor das Ernst-Thälmann-Denkmal. Anschließend ging es zurück zum Rondell, da schon über eine Stunde vergangen war, um innerhalb der Ruhe des Parks den abschließenden Worten zu lauschen, Fragen zu stellen und in eine sachliche Diskussion überzugehen. Knapp zwei Stunden waren vergangen seit Beginn der Führung, und nur wenige Teilnehmer gingen unterwegs verloren J.

Am darauffolgenden Sonntag fand die zweite Führung statt. Treffpunkt um 11:00 Uhr war das Ernst-Thälmann-Denkmal. Ein äußerst hefiger Regenguss gegen 09:45 Uhr erschöpfte sich nach knapp einer Stunde und so trafen sich über 40 Menschen, um Dr. Bernhard Kohlenbach vom Landesdenkmalamt Berlin bei seinem Vortrag zu begleiten. Das Erlebnis, Hr. Dr. Kohlenbachs sachlichen, spannenden und kompetenten Ausführungen „aus erster Hand“ beiwohnen zu können, war beeindruckend. Auch diese Führung erstreckte sich über mehrere Stationen. Ausgehend vom Denkmalplatz begab sich die Gruppe zunächst auf die große Wiese hinter dem Denkmal, und dort entwickelte sich aus der Gruppe der Teilnehmer eine äußerst spannende Fachdebatte, die uns alle begeisterte. Anschließend spazierte man gemütlich zum Eingangsbereich des Kulturareals in der Danziger Straße, um sich über dieses wichtige kulturelle Areal zu informieren. Danach ging weiter es entlang der Promenade, mit einem kurzen Zwischenhalt beim Bäcker, zur Ernst-Thälmann-Schwimmhalle zur Abschlussrunde. Auch hier fand ein intensiver Meinungs- und Informationsaustausch statt. Nach über zwei kurzweiligen Stunden verabschiedete sich die Gruppe mit lebhaftem Applaus von Hr. Dr. Kohlenbach.

Beide Führungen haben beim Autor dieser Zeilen einen tiefen Eindruck hinterlassen. Die Führungen haben sich inhaltlich und vom räumlichen Zugang zum Thälmannpark-Areal perfekt ergänzt und zeichneten sich durch Gespräche und persönliche Auftritte der Beteiligten „auf Augenhöhe“ und einen respektvollen Umgang miteinander aus. Es bleibt spannend hier im Thälmannpark und offensichtlich geworden ist, dass eine breite Bürgerbeteiligung bei der konkreten  Gestaltung und Instandsetzung des Areals (sowohl in Bezug der Parkanlage als auch des architektonischen Ensembles)  aus Sicht des Denkmalschutzes in den nächsten Jahren notwendig und –  zumindest aus fachlicher Sicht der Denkmalbehörden – auch erwünscht ist.

Markus Seng

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